标题:Stéphanie Binder: Tertullian, On Idolatry and Mishnah Avodah Zarah. Questioning the parting of the ways between Christians and Jews. Leiden/Boston: Brill 2012.
期刊名称:Plekos: Periodicum OnLine zur Erforschung der Kommunikationsstrukturen in der Spätantike
电子版ISSN:1435-9626
出版年度:2016
卷号:18
页码:73-83
出版社:Institut für Klassische Philologie, Universität München
摘要:Der göttlichen Auorderung, man solle sich kein Bildnis machen (Dtn5,8), scheint nur vordergründig leicht nachzukommen zu sein. Das simpleGebot bedarf und bedurfte gewisser Spezizierungen, beispielsweise wenn sichin der hohen Kaiserzeit ein gläubiger Jude fragte, ob es denn erlaubt sei, einenLaib Brot zu essen, der in einem Ofen gebacken wurde, der wiederum mit demHolz eines Baumes befeuert wurde, der einst neben einer heidnischen Götterstatuegestanden hatte. Für eine solche Fragestellung bietet der Wortlautdes Bibeltextes allein betrachtet zunächst keine zufriedenstellende Antwort.Diese konnte aber durchaus ermittelt werden, wenn der Verunsicherte sich imMishnatraktat Avoda Zara (fremder Dienst, d.h. Götzendienst) informierte,das sich innerhalb der vierten Mischnaordnung (Neziqin, Schädigungen) mitden Problematiken der heidnischen Umwelt der Juden auseinandersetzte: DasBrot war (genauso wie der Ofen, das Feuerholz und der Baum) durch diePräsenz der Statue, selbst wenn diese schon lange nicht mehr stand, kontaminiert,sein Verzehr also verboten. Eine ähnlich breite Auseinandersetzungmit der Frage, was als Götzendienst zu zählen habe oder nicht, ndet sichinnerhalb der christlichen Literatur nur bei Tertullian, der in seiner Schriftüber die Götzenverehrung, De Idololatria,1 vor allem theoretische Überlegungenanstellte, aber auch (durchaus der Mischna vergleichbare) praktische,bibelexegetische (Negativ-)Beispiele präsentierte: Kann ein Weihrauchhändler,der heidnische Tempel versorgt, Christ sein? Kann es der Viehhändler, derauch den heidnischen Priester beliefert? Und wie steht es um denjenigen, dermit einem Kranz ein heidnisches Symbol seine Haustür geschmückt hat?Alle drei, so zumindest Tertullian, haben sich der Götzenverehrung schuldiggemacht und können folgerichtig nicht Teil der christlichen Gemeinde sein. Aufdie Ähnlichkeit der Inhalte sowie die entstehungszeitliche Nähe von TertulliansDe Idololatria und dem Mischnatraktat Avoda Zara wurde oft hingewiesen.Dennoch befasste sich bislang keine spezische Untersuchung vergleichend mitdiesen beiden Texten. Stéphanie Binders 2009 an der Bar-Ilan Universitäteingereichte Dissertation betritt hier also Neuland, und zurecht moniert die Verfasserin, dass Tertullians Text bislang vor allem von philologischer Seite betrachtet wurde, nicht jedoch im gleichen Ausma von (Religions-)Historikern.