Ein Grundthema soziologischer Theoriebildung, die Kritik der instrumentellen Vernunft, erhält durch die Informatisierung eine neue Virulenz. Die Computertechnologie, so wird befürchtet, werde die eigensinnigen Reflexions- und Kommunikationskulturen des gesellschaftlichen Lebens den Zwängen einer rücksichtslosen instrumentalistischen Rationalisierung unterwerfen. Der Realitätsbezug solcher Befürchtungen ist insbesondere hinsichtlich der Arbeitswelt kaum zu bestreiten, aber sie machen blind für eine Entwicklungsdialektik, die mit dem Theorem des „Imperialismus der instrumentellen Vernunft“ (Weizenbaum) nicht entschlüsselt werden kann. Am Thema der informationstechnologischen Transformation von betrieblichem Erfahrungs- in Planungswissen möchte ich die These zur Diskussion stellen, daß der Computereinsatz in der industriellen Produktion zwar zur Einebnung und Formierung von Erfahrungswissen, Eigensinn und kommunikativer Kompetenz führt, gleichzeitig aber auf paradoxe Weise zu ihrer Erneuerung beiträgt. Dies ist darauf zurückzuführen, daß die Informatisierung des Erfahrungswissens im wachsenden Maße auch auf reflexive Informationskompetenz und „Selbstbeobachtung“ der Beschäftigten angewiesen ist.