Handlungsentscheidungen kçnnen mit inneren Konflikten verbunden sein, die aufgrund der Interaktion verschiedener Grundorientierungen einer Person (z. B. Normen vs. Ressourcen) bestehen. Zielsetzungen des Aufsatzes sind die Rekonstruktion und Analyse solcher Konflikte im Rahmen eines formalen Modells und die Illustration seiner Anwendungen. Diese Modellierung erfolgt auf der Grundlage der (nichtkooperativen) Spieltheorie, die als Teilgebiet der Rational-Choice-Theorie (RCT) explizit mit Konfliktsituationen befasst ist. Der vorliegende Aufsatz steht damit im Gegensatz zu einer insbesondere im deutschsprachigen Raum zu beobachtenden Tendenz, handlungstheoretische Arbeiten in Abgrenzung zur RCT zu verfassen und dabei deren Unzulänglichkeit zu behaupten. Das hier vorgelegte formale Modell zeigt hingegen, dass die RCT flexibel genug ist, um vermeintliche Abweichungen vom traditionellen Kalkül theoretisch zu erfassen. Verdeutlicht wird dies durch modelltheoretische Diskussionen einiger Beispiele (z. B. Low-Cost-Hypothese, Crowding-Out-These, Wahlteilnahme), deren vermeintliche Unvereinbarkeit mit der RCT oft betont wird. Im Rahmen von Modellerweiterungen werden zudem empirisch prüfbare Hypothesen zu Verhaltenseffekten theoretisch begründet.