Der „natural-history“-Zugang, so wie ihn die Chicago-Schule verstand, soll qualitativen Sozialforschern näher gebracht werden. Die heutigen Soziologen dürften ihn, wenn überhaupt, nur als sequentielle Datenorganisation kennen - mit obskurer Bezeichnung. Um seine Möglichkeiten auszuschöpfen, muß man ihn zuerst als Element einer umfassenderen Methodologie und Gesellschaftstheorie begreifen. Zwar zeigt sich dann, daß das ambitiöse (evolutionstheoretische) Programm, in das ihn seine soziologischen Väter gestellt hatten, nicht einzulösen war. Die Fehlannahme, die zu seiner Propagierung in der Soziologie führte, war dennoch produktiv. Es entstanden Untersuchungen, die nach einer Balance zwischen naturkundlicher Liebe zum Detail und universellen Aussagen strebten. Zwischen diesen Polen haben sie zum Teil eine beachtliche Spannweite erreicht - und originelle Einsichten. Sie haben verschiedenste Phänomene als kollektives Verhalten konzipiert; die sequentiellen Modelle verliehen dieser Sicht Plausibilität.