Die soziale ‘Vererbung’ des Ehescheidungsrisikos ist ein Faktor zur Erklärung der Dynamik der Aufwärtsentwicklung des Scheidungsrisikos in den vergangenen Jahrzehnten. Die Existenz eines derartigen Effekts konnte bisher in mehreren Studien mit US-amerikanischen Daten nachgewiesen werden. In dieser Untersuchung prüfen wir erstmals die Transmissionshypothese auf der Grundlage der Daten des deutschen Familiensurveys. Sowohl bei den jüngeren als auch bei den älteren Eheschließungskohorten ist ein prägnanter Effekt der sozialen Vererbung des Scheidungsrisikos erkennbar. Überraschenderweise zeigt sich aber eine starke Differenz im Ausmaß des Transmissionseffekts zwischen Frauen und Männern. Söhne geschiedener Eltern haben in ihrer eigenen Ehe noch ein weitaus höheres Scheidungsrisiko als Töchter aus ‘Scheidungsfamilien’.
Ferner ist nicht die Unvollständigkeit der Herkunftsfamilie an sich entscheidend für die Erhöhung des Ehescheidungsrisikos der nachfolgenden Generation, sondern der Grund der Familienauflösung durch Ehescheidung versus Verwitwung. Damit ist der Transmissionseffekt durch die Absenkung des Lebensstandards in unvollständigen Familien allein nicht zu erklären.