Fast unbemerkt von der Soziologie haben soziale Metaphern und soziologische Konzepte in den Forschungsarbeiten der „Verteilten Künstlichen Intelligenz“ (VKI) eine immer gewichtigere Rolle zu spielen begonnen. Inzwischen wird sogar der Anspruch erhoben, die Soziologie computerwissenschaftlich zu fundieren und zur Lösung soziologischer Grundfragen beizutragen. Der Artikel nimmt dies zum Anlaß einer Erörterung, inwiefern die von der VKI bereitgestellten Mittel zu nutzen sind, um die Debatte über die Formalisierbarkeit soziologischer Theorien neu zu eröffnen. Um die konventionellen Argumente in dieser Debatte zu unterlaufen, ist jenseits der angeblichen sozialwissenschaftlichen (Un)zulängiichkeit der Metaphern der VKI anzusetzen und zu untersuchen, ob sich die offenkundige Repräsentationsschwäche vielleicht als heimliche Kreationsstärke der VKI entpuppen könnte. Damit fragt der Aufsatz nach dem Innovationspfad der „Metaphernmigration“, der schrittweisen Transformation von Sozialmetaphern in Technik. Aus techniksoziologischer Sicht geht es dann nicht mehr um die soziologische Angemessenheit der VKI- Modelle, sondern um die technologische Exploitierbarkeit sozialer Metaphern und soziologischer Konzepte für die Entwicklung verteilter Computersysteme. Das kann, wenn die Metaphernmigrationsthese stimmt, nicht ohne Rückwirkungen auf die soziologische Theoriebildung bleiben.