Das Etikett „2000“ wird zwar schon seit längerer Zeit als Mittel zur Betonung der Fortschrittlichkeit beliebiger Produkte sowie als Projektionsebene für Zukunftsperspektiven verwendet. Als Datum gerät das Jahr 2000 jedoch jetzt zunehmend auch in die konkreten Planungs- und Aktionshorizonte gesellschaftlicher Akteure. Aufgrund seiner symbolischen Bedeutung als Zeitenwende wird dieses Datum erhebliche kulturelle, politische und vielleicht auch materielle Energien zeitlich gebündelt freisetzen. Unter dem Signum des Bimillenniums kommt es bereits jetzt zu einem Wettstreit um die „besten“ Deutungsmuster, Prognosen, Planungen und Projekte. Die tief in abendländisch-christlichen Zeitvorstellungen verhaftete Magie dieses Datums sowie seine Einbettung in eine Phase gesellschaftlicher Umbrüche und kultureller Verunsicherungen bilden eine einzigartige Arena für kulturelle Auseinandersetzungen und den Kampf um Ressourcen für großangelegte Projekte. Diesem Aufforderungscharakter wird sich auch die Soziologie nicht ohne Schaden entziehen können. Speziell für die Sozialberichterstattung stellen die Aktivitäten um dieses Ereignis herum auch eine Gelegenheit dar, bisher vernachlässigte Aspekte ihres Berichtsprogramms gezielt aufzuarbeiten: Zukunftsvorstellungen als Bestandteil der Lebensqualität, eine Revision wohlfahrtsrelevanter Zielvorstellungen sowie eine Untersuchung des Wechselspiels zwischen „subjektiven“ und „objektiven“ Veränderungsprozessen.