Die COVID-19-Pandemie hat den Zugang zu Lerngelegenheiten in Präsenz – der häufigsten Form des Lernens im Erwachsenenalter – unmöglich gemacht. Viele Betriebe haben auf Grund der wirtschaftlichen Unsicherheit ihre Weiterbildungsinvestitionen heruntergefahren. Eine Möglichkeit, diese Lücken zu füllen, ist das selbstgesteuerte Lernen über das Internet. Lernangebote über Apps oder Online-Videos sind zeitlich und räumlich flexibel verfügbar. Aber können Onlineangebote das Lernen in Präsenz insbesondere in der Arbeitswelt, die von immer stärkeren Lernanforderungen geprägt ist, ersetzen? Wir wollten wissen, ob Online-Angebote in den ersten Monaten der Pandemie verstärkt genutzt wurden, und wenn ja, zu welchem Zweck und von welchen Gruppen. Mit den Daten der Erwachsenenkohorte des Nationalen Bildungspanels (NEPS-SC6) sowie einer Zusatzerhebung, die im Mai und Juni 2020 durchgeführt wurde, können wir zeigen, dass die berufliche Nutzung von Online-Lernangeboten während der ersten Monate tatsächlich stärker war. Gleichzeitig haben sich Bildungsungleichheiten in der Nutzung solcher Angebote jedoch verstärkt. Von der Ausweitung des Online-Lernens scheinen eher Hochgebildete zu profitieren und nicht „bildungsferne“ Gruppen.