Zusammenfassung
Einleitung: Pulsierender Tinnitus (PT) kann für den Patienten sehr belastend sein. Selten wird eine identifizierbare Anomalie gefunden. Eine durale arteriovenöse Fehlbildung ist für den arteriellen PT verantwortlich. Der venöse PT wurde selten auf eine offensichtliche Anomalie im Venogramm zurückgeführt. Eine Dehiszenz des Bulbus jugularis internus oder des Sinus sigmoideus wurde als mögliche Ursache für eine venöse PT angesehen. Die Ligatur der Vena jugularis interna wurde als maßgebliche chirurgische Behandlung empfohlen. Unseres Wissens nach wurde bisher noch nicht über die Verwendung einer azellulären dermalen Matrix zur Behandlung der venösen PT berichtet.
Ziele: Wir möchten unsere Erfahrungen mit einer erfolgreichen Behandlung von PT mit azellulärer Dermis teilen.
Methodik: Fallbericht und Literaturübersicht.
Fallbeschreibung: Eine 23-jährige kaukasische Frau stellte sich mit einem rechtsseitigen PT von 9 Monaten Dauer vor. Alle klinischen und audiologischen Untersuchungen waren normal. Das MRT des Gehirns und der inneren Gehörgänge war normal, aber der CT-Scan zeigte einen hohen rechten Jugularbulbus. Außerdem zeigte sich eine Dehiszenz der rechten Sigmaschale mit Hernie des Sinus sigmoideus in das Mastoid. Sie unterzog sich einer transmastoidalen Korrektur des dehiszenten Sinus sigmoideus und des Bulbus jugularis. Acelluläre Dermis wurde zur extraluminalen Auffüllung der Mastoidhöhle und des Hypotympanums verwendet. Der Patient erholte sich postoperativ gut und berichtete über ein Verschwinden des Tinnitus nach dem Aufwachen aus der Anästhesie. Die Patientin wurde am nächsten Tag nach Hause entlassen. Es gab keine Folgeerscheinungen der Operation. Die Patientin ist 11 Jahre nach der Behandlung symptomfrei geblieben.
Schlussfolgerung: Das chirurgische Ziel der Dehiszenzkorrektur des Sinus sigmoideus kann mit azellulärer Dermispackung erreicht werden. Traditionell wurde die Ligatur der IJV oder eine starre Korrektur des Sinus herni empfohlen. Wir haben jedoch gezeigt, dass eine relativ dicke, biegsame azelluläre Dermis mehr als ausreichend ist, um die Hernie des Sinus sigmoideus zu korrigieren.