摘要:Zusammenfassung. Die Verfügbarkeit verschiedener Arten raumbezogenen Wissens über die eigene Heimatstadt wird nach einem Retentionsintervall von 22 Jahren bei 127 Bürgern der chinesischen Stadt Tangshan ermittelt. Die Stadt wurde durch ein Erdbeben im Jahre 1976 völlig zerstört und nach einem neuen Plan wiederaufgebaut, so dass während des Retentionsintervalls keine neuen Erfahrungen mit dem alten Stadtbild möglich waren. Eine dreifache Aufteilung der befragten Bürger in unversehrte Ortsansässige, durch das Erdbeben querschnittsgelähmte ortsansässige Personen sowie unmittelbar nach dem Beben an einen anderen Ort verzogene Unversehrte, erlaubt es, den Effekt der individuellen Lebenssituation im Retentionsintervall auf den Wissensabruf zu erfassen. Alle befragten Personen haben nach 22 Jahren Erinnerungen an die Topographie der Stadt, wobei das Landmarkenwissen ausgeprägter ist als das Routenwissen. Das Überblickswissen ist in der Nord-Süd-Dimension besser als in der West-Ost-Dimension. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich allein im Richtungswissen, das bei den Männern verfügbarer ist als bei den Frauen. Ortsansässigkeit erleichtert den raumbezogenen Wissensabruf: “Spurenstärke“ und Grad der Aktivierbarkeit des vor 22 Jahren erworbenen Routenwissens und routenbezogenen Überblickswissens werden durch die Ortsansässigkeit bestimmt. Im Überblickswissen sind die Querschnittsgelähmten den Unversehrten überlegen. Diese Leistungsunterschiede werden im Zusammenhang mit Interferenz- und Rehearsalprozessen gesehen, die durch die jeweilige Lebenssituation der Befragten nach dem Erdbeben bedingt sind. Keywords:  Autobiographisches Gedächtnis , Geschlechtsunterschiede , Raumkognition , Mentale Landkarte , Inneres Wiederholen , Langzeitgedächtnis , Paraplegie , Priming